Energie und Wärme in Kronberg – PM

Aktives Kronberg - Energie und Waerme in Kronberg

Autor: Aktives Kronberg

13. Juni 2024

Energie und Wärme in Kronberg – in Zukunft sicher, bezahlbar und klimaneutral?

Dies war der Titel eines Informations- und Gesprächsabends in den gut besuchten Kronberger Lichtspielen, zu dem der gemeinnützige Verein Aktives Kronberg am 4.6.2024 Kronberger Bürger eingeladen hatte. Kronberg strebt bereits die Klimaneutralität im Jahr 2035 an. Nun soll für die Stadt Kronberg eine kommunale Wärmeplanung (KWP) erstellt werden. Für den Verein war es somit wichtig zu wissen, was das für die Bürger Kronbergs bedeutet. Um hier sachlich zu informieren, lud er zwei Experten ein:
Florian Bienias ist Kommunalmanager der Syna GmbH, die sich mit der kommunalen Wärmeplanung in ihrem Versorgungsgebiet befasst und diese der Stadt Kronberg anbieten möchte.
Peter Paul Thoma ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für Sanitär, Heizungs- und Lüftungstechnik und Energieberater. Er informiert regelmäßig, u.a. mit Vorträgen, Immobilieneigentümer über den Stand der Technik und der Gesetzgebung zu privaten Heizungen.
In seinem Vortrag informierte Florian Bienias über die Gesetze, die von der derzeitigen Regierung verabschiedet wurden. Danach dürfen neue Gasheizungen ab 2024 nur noch nach einer verpflichtenden Beratung eingebaut werden und nur dann, wenn sie wasserstofftauglich sind. Für bereits bestehende Heizungen gibt es Übergangsfristen, hier ist die KWP die Basis für den zeitlichen Ablauf der Umstellung auf erneuerbare Energien. Seit dem 1. Januar 2024 dürfen in Neubauten innerhalb von Neubaugebieten nur Heizungen installiert werden, die auf 65 Prozent erneuerbaren Energien basieren. Spätestens ab Mitte 2028, und wenn eine KWP für die Gemeinde vorliegt, wird die Nutzung von mindestens 65 % Erneuerbarer Energie für neuen Heizungen in Bestandsgebäuden verbindlich. Um die Transformation zu bewerkstelligen, spiele die CO2-Bepreisung eine zentrale Rolle. So soll der Preis bis zum Jahr 2026 von 45 €/Tonne (heute) auf 55-65 €/Tonne steigen, das Potsdam Institut für Klimafolgenforschung PIK sagt für 2030 einen Preis von bis zu EUR 126 €/Tonne voraus. Fazit: „Der Einbau neuer und der Weiterbetrieb bestehender fossiler Heizungen wird bis 2045 allein durch den steigenden CO2-Preis mit massiven Mehrkosten verbunden sein!”
In Hessen gibt es seit Juni 2023 das Hessische Energiegesetz (§13 HEG), die Verordnung zur Umsetzung hierzu wurde allerdings mehrfach verschoben. Danach soll eine KWP für eine Einwohnerzahl bis zu 100.000 bis Mitte 2028 erstellt werden. Kronberg hat seiner Auffassung nach alles richtig gemacht, indem es hier frühzeitig aktiv wurde und einen Förderantrag für die KWP gestellt hat. So könnte die Stadt bereits bis Ende 2025 eine KWP haben. In seinen Ausführungen ging er auf die Wärmetransformationsplanung und den zeitlichen Horizont ein.

Aktives Kronberg - Kommunale Waermetransformation

Allein die kommunale Wärmeplanung erfordert eine Bestandsaufnahme mit anschließender Potentialanalyse, die in ein Zielszenario sowie in die kommunale Wärmestrategie mit entsprechendem Maßnahmenkatalog einfließen. Kein leichtes Unterfangen, weil ja die verschiedenen Akteure berücksichtigt werden müssten.

Bei der Konkretisierung der Maßnahmen müssten Bienias‘ Auffassung nach die Wärmebedarfe ermittelt werden. Standortspezifisch könnten dann die Potentiale der Energieträger abgeleitet und die Auswirkungen bewertet werden. So sei es ein Unterschied, ob überwiegend Wärmepumpen eingesetzt werden, oder (bestehende) Fern- bzw. Nahwärmenetze ausgebaut werden (bei gleichzeitigem Einsatz von Wärmepumpen) – sogenannte „District Heat“ – oder gar ein Technologiemix angestrebt wird, der zudem noch den Einsatz grüner Gase vorsieht. Ergebnis des Vorgehens sei ein Entwicklungskonzept zur Dekarbonisierung, auch mit dem Ziel, für private und öffentliche Investitionen eine gewisse Planungssicherheit zu erzielen. Interessant war seine Einschätzung, dass im Szenario All Electric der Strombedarf bis 2050 um 165 % im Vergleich zum Jahr 2020 steigen würde.
Herr Thoma betonte in seinem Vortrag zunächst den Wärmeschutz. So könnten energetische Sanierungen den Heizungsbedarf um 50 – 70 % senken. Fehlten die Mittel für einen ausreichenden Wärmeschutz, so sei die Heizungsmodernisierung der effektivste Weg. „Wenn die Heizung erst 10 Jahre alt ist, kann sie bequem noch 15 Jahre weiterlaufen, hier kann der Wärmeschutz Sinn machen“.

Er empfahl den Einsatz eines Energieberaters. Diese könnten produktneutral nach ihrer Analyse eine ganzheitliche, individuell angepasste Lösung anbieten und einen Sanierungsfahrplan vom Bestand zum Effizienzhaus erarbeiten. Ihre Beratung und Planung würde um bis zu 50 % gefördert. Selbst die Baubegleitung könnte um bis zu 50 % gefördert werden, wenn die Umsetzung gefördert wird.
Er verwies anhand eines Praxisbeispiels auf einen individuellen Sanierungsfahrplan iSFP, in dem die Außenwände, der Keller, das Dach, die Heizung sowie die Warmwasser – Versorgung analysiert und saniert werden, mit dem Ziel, nach den Sanierungsmaßnahmen die Energiekosten, die äquivalente CO2-Emission, den Endenergie-erbrauch sowie den Primärenergiebedarf zu senken.

Er betonte ebenso die Mehrkosten für Erdgas und Heizöl durch den in der Zukunft steigenden CO2-Preis. Demgegenüber sei die CO2-Bilanz bei Wärmepumpen zunehmend besser.
In der anschließenden Diskussion, moderiert von den Mitgliedern des Vereins Kai Poerschke und Steffen Baur, wurden verschiedene Energiegewinnungsmöglichkeiten für Kronberg angesprochen, so u.a. die Geothermie in Oberhöchstadt. Im Laufe der Diskussion wurde außerdem deutlich, dass eine genaue und individuelle Bestandsaufnahme für jede Immobilie erstellt werden sollte, bei der eine energetische Sanierung geplant ist, oder der Austausch der fossil betriebenen Heizung ansteht. Inzwischen können für diese Maßnahmen aber auch sinnvolle und nachhaltige Lösungen vorgeschlagen werden, die außerdem staatlich gefördert werden. Die Diskussion zeigte auch, wie wichtig es ist, sich frühzeitig mit der Energie- und Wärmeversorgung überhaupt zu beschäftigen, soll eine Dekarbonisierung erreicht werden.
Das sehen viele Kommunen so, daher finden derzeit zahlreiche entsprechende Veranstaltungen statt, deren Besuch zu empfehlen ist.
Die Vorträge von Herrn Bienias und Herrn Thoma wurden Aktives Kronberg dankenswerterweise zur Verfügung gestellt, sie sind unter der Rubrik „Download“ auf der Internetseite des Vereins zu finden.
Die Bundesregierung hat im Internet einen Heizungswegweiser zur Verfügung gestellt, er ist hier zu finden unter www.Energiewechsel.de

Die Präsentationen der Vortragenden finden Sie hier: downloads

Vielleicht interessiert Sie auch

Apfelmarkt 2024

Apfelmarkt 2024

Der Apfelmarkt in Kronberg findet in diesem Jahr am 29. September 2024 von 11:00 bis 18:00 Uhr...

mehr lesen

Abonnieren Sie unseren Newsletter

Wir informieren Sie regelmäßig über aktuelle Veranstaltungen und unsere nächsten Aktivitäten. Der Newsletter erscheint maximal ein Mal pro Monat und Sie können sich jederzeit problemlos abmelden.