Wassersensitive Stadtgestaltung
PM Aktives Kronberg zur Veranstaltung:
Zu viel Wasser und zu wenig Wasser – wie finden wir die Balance?
Eine Veranstaltung zum Thema „Zu viel Wasser und zu wenig Wasser – wie finden wir die Balance?“, organisiert vom Verein Aktives Kronberg, brachte am vorletzten Dienstag 3 Referenten in die Kronberger Lichtspiele, die sich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen. Prof. Jan Dieterle setzte den Rahmen mit seinen Ausführungen zum Thema „Starkregen und Dürre, 2 Seiten derselben Medaille“. Nur ca. 2,5% des Wassers auf der Erde ist Süßwasser, davon sind wiederum nur 30,1% Grundwasser, 0,006% Flüsse und 0,251% Seen. Umso wichtiger ist es, in Zeiten, in denen unser schon aufgeheiztes Klima für Starkregen sorgt, das Regenwasser zu „managen“ und unsere Städte, auch Kronberg, zur „wassersensiblen Stadt“ umzugestalten. Wassersensibel im Sinne von Überflutungsvorsorge, Nutzung für die Kühlung städtischer Räume und die Bewässerung in Hitzephasen. Die 3 Aufgaben, denen sich jede Kommune, also auch Kronberg, stellen muss lauten: Mitigation (Klimaschutz, CO2 Ausstoß verringern), Adaption (Anpassung u.a. der Stadtgestaltung) und Transformation (Wege finden für sicheres und gesundes Leben). Ein anschaulicher Fakt zu unserer derzeitigen Situation: Frankfurt befindet sich heute schon in einer Klimazone, die derjenigen von Lyon entspricht, also ca. 700km südwestlich von Frankfurt, und unsere Klimazone bewegt sich weiter in Richtung Spanien. Insofern ist sofortiges Handeln notwendig, viele Maßnahmen greifen erst zeitverzögert (ein Baum ist erst in 30 Jahren so groß, dass er „wirkt“).
Nach dem Motto „Machen ist wie wollen, nur krasser“ stellten im Folgenden Prof. Axel Klapka (Erfurt) und Dr. Simon Gehrmann (Darmstadt) Beispiele für wassersensible Stadtquartiere und Landschaftsgestaltung vor. Besonders passend, da vor unserer Haustür, ist ein Projekt, das Dr. Gehrmann momentan im Auftrag der Stadt Königstein erarbeitet: „ReSource: Königstein – Vom Kurbad zum Kurpark.“ Für dieses Projekt hat Königstein Ende 2023 eine Zusage von fast EUR 5 Mio. Fördermitteln aus dem Bundesprogramm „Anpassung urbaner und ländlicher Räume an den Klimawandel“ erhalten. Was beinhaltet das Projekt? Derzeit fließen wöchentlich 400.000 Liter Filterspülwasser vom Kurbad in die Kanalisation. In Zukunft könnte das Wasser z.B. in mehreren Stufen weiter entchlort und gereinigt werden und dann in streckenweise offenen Bachläufen bis zum Kurpark fließen. Dabei könnten historische Bachläufe genutzt werden. Der Kurpark und die Konrad-Adenauer-Anlage könnten in Trockenperioden bewässert werden, das restliche Wasser würde unter anderem in eine Zisterne im Königsteiner Kurpark fließen. Aus dem Publikum wurde die Parallele zum Waldschwimmbad in Kronberg aufgezeigt mit der Frage verbunden, was mit diesem Wasser passiert. Auch der Gedanke an den offenen Winkelbach am Casals Forum und durch das Baufeld V in Kronberg drängt sich auf.
Ein anderes Projekt, das in Kronberg als Anschauungsmaterial für das Baufeld V am Bahnhof dienen könnte, ist die Aubuckel Siedlung in Mannheim. Dort wird ein neues Quartier errichtet, in dem von Beginn an vom Bauherrn die Möglichkeiten des Wassermanagement mitgedacht und mitgeplant werden. Ein interdisziplinäres Forschungsteam der TU Darmstadt realisiert dort gemeinsam mit der GBG – Mannheimer Wohnungsbaugesellschaft mbH zwei Mehrfamilienhäuser mit 74 Wohneinheiten. Hier stehen sowohl eine intelligente, sparsame Wassernutzung als Anpassung an Trockenperioden, als auch der Hochwasserschutz im Fokus. Wasserbecken sowie Zisternen nehmen Wasser auch bei Starkregen auf, speichern dies und dienen als Speicher für die Bewässerung der Gartenanlagen. Die Teiche sind Teil der Parkgestaltung und dienen den Anwohnern zur Naherholung sowie durch Verdunstung zur Kühlung des umgebenden Quartiers. Sogenanntes „Grauwasser“ aus Waschmaschinen, Duschen, etc. wird gereinigt und ebenfalls in die Zisternen und Wasserbecken geführt. Es ist aktuell Deutschlands erste Zero-Water-Siedlung!
Weitere bereits realisierte nationale und internationale Beispiele für wassersensitive Stadtgestaltung durch die Anlage von Teichen, Offenlegung von Bächen und Retention und Nutzung von „Grauwasser“ wurden in der reich bebilderten Präsentation von Herr Prof. Axel Klapka und Dr. Simon Gehrmann aufgezeigt. Es waren viele schöne Ideen für Kronberg dabei, die für die Baufelder „V“ und „Altkönigblick“ als Vorbilder dienen könnten.
Die Veranstaltung endete mit einer lebhaften Podiumsdiskussion mit den rund 40 Gästen, moderiert von der Vorsitzenden des Vereins Andrea Poerschke. Die vielfache Befragung der geduldigen Referenten zeigte das Interesse des Publikums, das sich auch bei diesem Thema wieder sehr aktiv beteiligte. Eine Teilnehmerin schlug einen gemeinsamen Ausflug mit Aktives Kronberg zum Projekt nach Mannheim vor – es soll Mitte des kommenden Jahres fertiggestellt sein. Dieser Vorschlag wird der Verein sicherlich umsetzen und zu einer öffentlichen und geführten Besichtigung einladen!
Download der Präsentationen
Die Präsentationen der beiden Vortragenden und weitere Informationen, auch zu diesem Ausflug, finden sich auf der Homepage des Vereins Aktives Kronberg!
Beispiel für nachhaltige Nutzung von Straßenwasser: Das Straßenwasser wird gesammelt, durch Pflanzen gereinigt und zur Bewässrung des Denkmalgeschützten Parks eingesetzt.
Edinburgh Gardens Raingarden by GHD Pty Ltd
Projekt: Edinburgh Garden Melbourne.
Architektur: GHD Pty Ltd
Bild: Simon Gehrmann